OXYTOCIN BABY zu Gast im Theater Odeon

von Anna Neata
URAUFFÜHRUNG

Regie: Rieke Süßkow

Termine:
Fr, 15. Okt. 2021 | 20 Uhr

Sa, 16. Okt.2021 | 20 Uhr

So, 17. Okt. 2021 | 19 Uhr

Veranstaltungsort:
Theater Odeon, Taborstraße 10, 1020 Wien

Abendkassa vor Ort im Theater Odeon:
1 Stunde vor Vorstellungsbeginn
karten@schauspielhaus.at

Aufführungsdauer
ca. 75 Minuten, keine Pause

Am Anfang steht eine Geburt, die eigentlich keine ist. Etwa so wie in Krippenspielen, wo sie am Ende auch einfach geschieht. Es ist die Geburt der Liebe, der Unsicherheit. Etwas das zwickt, wie eine Geburtsnarbe, als ob etwas herausgegangen wäre, das nicht wiederkommt. Etwas das sich mit klebrigen Fingerspitzen niederlässt, die Wimpern einreibt. Etwas das wächst wie ein Hefepilz, den man alleinlässt.

Die tatsächliche Geburt passiert später, Babys Geburt, im Reisebus auf dem Boden, nein, zwischen den Sitzen, nein, irgendwie aus der Decke. Gestürzt, gerutscht, gefallen, geworfen. Es gibt Gedanken, denen auf die Welt geholfen werden soll – und anderen nicht. Schweigen, Leerstellen, ein Chor von Frauen als ungeübtes Archiv: Wie soll eine Geburt ein Anfang sein, bei dem, was noch kommt?

»Oxytocin, was soll das sein
Kuschelhormon damit
wir schön hängen, bleiben, kleben, wünschen,
ich hoff gar nicht mehr ich
mache nur noch ich
schwitze Oxytocin raus ich
mag Kinder und Abtreibungen ich
träume von einer großen Gebärmutter für
alle,
ich träum von einer schönen
Abtreibung,
wir sprechen darüber zu zweit,
oder vor großen Mengen und
Markus Lanz kriegt
Schnappatmung« (Anna Neata)

In ihrem Debütstück »Oxytocin Baby« schreibt Anna Neata, Gewinnerin des Hans- Gratzer-Stipendiums 2020, hochmusikalisch und formal bestechend über Schwangerschaft und Mutterschaft, Geburtenkontrolle und Selbstbestimmung. Dabei bringt sie körperliche Zustände und Prozesse eindringlich zur Sprache. Sie lässt historische Figuren zu Wort kommen, wie etwa Madame Mittermayer, die in Wien illegal Abtreibungen durchführte, den Arzt Lukas Boër, Vorreiter moderner Geburtshilfe in Wien, und die Kindsmörderin Susanna Margaretha Brandt, die Goethe zu Gretchen inspirierte. Neata verwebt Verweise auf Popsongs und Filmmusicals wie »Dirty Dancing« miteinander, die (junge) Frauen zu Babys deklarieren.

Daraus schöpft Rieke Süßkow in ihrer Uraufführung inszenatorisches Potenzial: Sie bringt »Oxytocin Baby« mit einem Ensemble aus Schauspieler*innen und Studierenden des Musikalischen Unterhaltungstheaters (MUK Wien) auf die Bühne – Neatas Text wird stellenweise vertont und gesungen. Süßkows Theaterarbeiten bewegen sich an der Schnittstelle zwischen Schauspiel, Choreografie, Installation und rhythmischer Komposition.

Mit freundlicher Unterstützung von literar mechana und Lukoil.


BIBLIOTHEK

Email-Interview mit Rieke Süßkow (Schauspielhaus Magazin #3 20/21)

Anna Neata »Walkthrough« (Schauspielhaus Magazin #2 20/21)

Dr. Antje Schrupp »Schwangerwerdenkönnen« (Schauspielhaus Magazin #2 20/21)

5 Fragen an Anna Neata (Programmheft)

5 Fragen an das Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch, Wien (Programmheft)


Produktionsteam

Besetzung: Aleksandra Corovic, Sophia Löffler, Til Schindler, Sarah Zelt
Chor: Marlene Fröhlich, Lea Gordin, Rebecca Katharina Lorenz, Victoria Sedlacek
Autorin: Anna Neata
Regie: Rieke Süßkow
Bühne: Mirjam Stängl
Kostüme: Sabrina Bosshard
Musik: Belush Korenyi
Dramaturgie: Lucie Ortmann
Licht: Oliver Mathias Kratochwill, Christoph Pichler
Ton: Benjamin Bauer, Max Windisch-Spoerk
Regieassistenz: Johanna Mitulla, Anna Rumpler

Schauspielhaus-Website: www.schauspielhaus.at/oxytocin_baby
Pressefotos: www.schauspielhaus.at/presse/media

Pressestimmen

„Eine Mischung aus Kasperletheater, Groteske und Nummernrevue. (…) Ein höchst unterhaltsamer, ein lustiger und ernster und längst überfälliger Abend. Mehr davon!“NACHTKRITIK

„Außergewöhnlich ist also nicht nur das Thema, sondern die Form, in der es präsentiert wird: als puppenhaftes Schwangerschaftsmusical. (…) Hier ist eine neue Generation von Theatermacherinnen am Werk, die sich neuen, eigenen Themen widmet und diese mit entschlossenem wie gewagtem ästhetischen Zugriff präsentiert. Originell!“DER STANDARD

„An manchen Stellen erinnert dieser Text an Elfriede Jelinek, ist aber von jedwedem Epigonentum weit entfernt. (…) Das hervorragende achtköpfige Ensemble trägt Baby-Puppen-Masken und agiert streng nach dem Muster von Handpuppen, das heißt, sie bewegen ihre Köpfe unnatürlich und spreizen die Unterarme vom Körper. Das hat etwas Dämonisches, passt aber zu dieser perfekt gefertigten Inszenierung.“KURIER

COVID-19 PRÄVENTION

Fotos: Matthias Heschl