Joana Tischkau: Colonastics

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Joana Tischkaus Arbeit »Colonastics« wurde während der ersten Phase des europäischen Lockdowns entwickelt und reiht sich damit in das Überangebot an Home-Trainings ein, die dem Versprechen folgen, dass wir am Ende dieses Quarantänelebens als eine stärkere, fittere und bessere Version unserer Selbst wieder auftauchen können. »Colonastics« ruft dazu auf, Platz für eine schweißtreibende Trainingseinheit zu schaffen, mit der Körper, Geist und Seele von den Spuren der Kolonialisierung befreit werden. Los geht es mit einem Körpertraining, das sich aus der reinen Verkörperung des Weißseins entwickelte. Ausgehend vom Ideal des weißen Mannes, bringt »Colonastics« die kolonialen und neokolonialen Praktiken der Fitnessindustrie ans Licht. Denn möglicherweise kann man am Ende alles haben: Die Rationalität des heterosexuellen weißen Mannes und die Körperlichkeit und Sinnlichkeit der Schwarzen Frau.

Eine Produktion von Joana Tischkau
Konzept & Choreografie: Joana Tischkau
Künstlerische Mitarbeit & Dramaturgie: Elisabeth Hampe
Sounddesign: Frieder Blume
Kamera & Schnitt: Malu Blume
Grafik Design & Animation: Justus Gelberg
Produktionsmanagement: Lisa Gehring

Die Arbeit wurde in Auftrag gegeben vom Goethe Institut im Rahmen des digitalen Festivals Latitude 4.-6. Juni 2020.

Joana Tischkau tanzt. Eine der ersten Erinnerungen daran ist der Moment, bei dem sie zu Kaomas Hit Lambada von 1989 auf einer Kindergeburtstagsparty abdancte. Diese Erfahrung bewegte sie dazu, sich bei der Tanzschule nebenan für Jazzdance, Hip Hop und Videoclip Dancing anzumelden. Später studierte sie Tanz und Schauspiel an der Coventry University in Großbritannien sowie Choreografie und Performance am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen. Ihre künstlerische Praxis ist ein hybrides Durcheinander, welches die Schriften von bell hooks auf beatboxing treffen lässt, in der ein Fitness Workout aus weißem Bewegungsmaterial entsteht und Roberto Blanco als König Schwarzer Deutscher Unterhaltungskunst gehuldigt wird. Ihre Master-Abschlussinszenierung PLAYBLACK ist eine Kopie der von Mareijke Amado moderierten Mini Playback Show und bildete den konzeptuellen Nährboden für BEING PINK AIN‘T EASY.