Langzeit-Re-Enactment | Drecksarbeit | Utopiekeller
Können wir aus den Küchen heraus die Weltökonomie zum Zusammenbruch bringen? Mehr denn je offenbarten sich zuletzt die unterschiedlichen Zuschreibungen in der Wertigkeit von Lohn- und Reproduktionsarbeit, und die nach wie vor aktive Geschlechtertrennung in den verschiedenen Arbeitsfeldern. Ausgehend von Martha Roslers ikonischer Videoarbeit »Semiotics of the Kitchen« (USA 1975) widmet sich das multimediale Re-Enactment-Projekt »Aufstand aus der Küche« seit 2014 dem spannungsgeladenen Verhältnis von Lohn- und Reproduktionsarbeit, Geschlechterdifferenzen und Körperbildern, um das progressive Potential historischer feministischer Video- und Performancekunst neu zu aktivieren. Rosler performte mit drastischer Kraft ein Alphabet der Küchenutensilien – sie arbeitete sich an der Rolle der Hausfrau und der Lifestylisierung der Küche in den 1970er Jahren ab. »Aufstand aus der Küche« greift ihre Performance für die Kamera als Gebrauchsanleitung für ein zeitgenössisches Alphabet der Arbeit auf, das immer wieder neu umgesetzt und weiterentwickelt wird. So hat sich ein umfangreicher Korpus künstlerischer Arbeiten gebildet, ein Archiv von Re-Enactments für die Kamera, Fotografien, Mindmaps, handwerklichen Arbeiten und räumlichen Anordnungen. Er wird fortlaufend von Künstler:innen und Teilnehmer:innen erweitert.
Ab dem 27.10.21 besetzt »Aufstand aus der Küche« ein Zimmer im Schauspielhaus Hotel und verwandelt es zunächst zu einem feministischen Arbeitszimmer, einer utopischen Nähstube – helfende Hände sind erwünscht!
Von und mit: Mareike Hantschel, Lucie Ortmann, Katrin Ribbe, Demian Wohler
Mareike Hantschel arbeitet als Bühnen- und Kostümbildnerin und Maskenbauerin. Sie studierte Materielle Kultur und Kunst/Medien an der Universität in Oldenburg, Szenografie an der TU Berlin sowie Glasdesign an der Universität in Kalmar (Schweden). Ihre Glasarbeiten wurden in Celle, Oldenburg und Berlin gezeigt.
Lucie Ortmann arbeitet seit 2007 als Dramaturgin in den Bereichen Schauspiel und Tanz. Derzeit ist sie Leitende Dramaturgin am Schauspielhaus Wien.
Katrin Ribbe ist Fotografin und Künstlerin. Sie studierte Fotografie und Trickfilm am London College of Communication und absolviert derzeit das Masterprogramm Fotografie der Fachhochschule Bielefeld. Seit 2012 entstehen künstlerische Arbeiten, in denen Fotografie und Film besonders im Zusammenspiel mit dem sie umgebenden Raum thematisiert werden.
Demian Wohler ist freischaffender Szenograf. Interessiert an komplexen Projektentwicklungen, surrealen Drehbüchern, immersiven Installationen, Geisterbahnen, Abenden mit Überlängen, partizipativer Kunst und kompetenzübergreifendem, kollektivem Arbeiten.